Nicoles
Pftchentreff

Erziehung – Charakter

16. Jan , 2017

Natürlich kann man jeden Hund mehr oder weniger gut erziehen. Aber, was ist das eigentlich?

Ist Erziehung das was man gemeinhin vom Hund erwartet? Gehorsam Sitz und Platz machen, nicht bellen, etc?  Oder ist Erziehung die Überwachung von Haus und Grundstück oder gar das Jagen von Wild? Nun, ich denke jeder sieht das etwas anders und das was der Eine toll findet, z.B. das Stellen und Verbellen von Eindringlingen,(Besuch), findet der Andere schrecklich und ungezogen.

Nun ist der Vorgang von sog. Erziehung eigentlich eine Konditionierung. Jedes Verhalten hat eine Konsequenz, und wenn die positiv ist, wird das Verhalten verstärkt und somit wieder und wieder gezeigt. Soweit ist noch alles klar und bei jedem Hund gleich.

Leider wird aber allzu oft jeder Hund gleich welcher Rasse oder Herkunft über einen Kamm geschert. Nehmen wir mal den Jack Russell oder Dackel. Sicher werden die beiden Rassen mit Feuereifer Sitz und Platz lernen und auch freudig die Kommandos befolgen. Doch sind diese beiden Rassen reine Jagdhunde und  genau zu diesem einen Zweck gezüchtet worden. Von diesen Rassen zu erwarten das Sie kompromisslos das Jagen aufgeben und sicher abgerufen werden können ist schlicht am Thema vorbei gedacht. Es gibt Trainer, die gehen mit Ihrem Münsterländer in Antijagdtrainings. Und es gibt Trainer, die diese Kurse anbieten. Warum wohl?

Ich kann aus einem Pekinesen keinen Schutzhund machen und von einem Schäferhund nicht erwarten das er durch Erziehung zum Schoßhund wird.

Sicherlich gibt es auch Vertreter einer Rasse die etwas aus der Art schlagen und Ihr rassetypisches Verhalten nicht oder nur sehr abgeschwächt zeigen. Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter mit mehr oder minder ausgeprägten rassetypischen Verhaltensweisen. Mir liegt es sehr am Herzen immer wieder deutlich zu machen das ein Hund nicht entgegen seiner Anlagen erzogen werden sollte. Wenn ich nur aufs Äußere gucke und mir einen Hütehund wegen der ansprechenden Optik anschaffe, dann werde ich mit diesem oder besser, an diesem Hund scheitern. Hütehunde brauchen hohe körperliche und auch geistige Auslastung, mehrere Stunden TÄGLICH. Sie sind sehr schnell in ihren Reaktionen und vom Gemüt her eher unruhig. Will und kann ich das leisten?

Entgegen landläufiger Meinung kann man nicht alles weg erziehen. Man kann Vieles in geordnete Bahnen lenken, aber auch nur mit viel persönlichem Einsatz. Ein Jacki der wegen seiner niedlichen Optik und geringen Größe angeschafft wurde, wird, sollte er seine Triebe nicht ausleben dürfen oder keine adäquate Ersatzaufgabe erhalten, unerwünschte Verhaltensweisen zeigen. Die müssen nicht zwingend mit jagen zu tun haben. Meist bellen solche Hunde sehr viel, werden aufdringlich, ziehen an der Leine, etc.

Auch sollte man nicht unbedingt die Nase rümpfen und vorschnell mit guten Ratschlägen um sich schmeißen wenn man einen Menschen mit einem sog. Gebrauchshund sieht, der bellt oder sich zumindest augenscheinlich unverträglich zeigt. Vielleicht steckt dieses Team gerade im Training zu einem besseren Verhalten. Oder es ist garnicht gewünscht, das der Hund sich von Fremden anfassen lässt. Es gibt auch Hunde, die mögen keinen fremden, aufdringlichen Spielpartner auf sich zurennen sehen. (Nebenbei bemerkt haben diese Hunde Recht, denn artgerecht ist so etwas in der Natur nicht)!!!

Was ist denn nun ein gut erzogener Hund? Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Ich kann im Training die Basis vermitteln. Warne aber davor, bei jedem Hund die gleichen Maßstäbe anzusetzen. Das ist unrealistisch und ungerecht dem Hund gegenüber. Manche Rassen bellen mehr als andere. Manche Rassen vergessen alles um sich herum wenn sie Artgenossen erblicken und rennen kopflos auf den anderen Hund zu, in Erwartung auf ein Spielchen. Mancher Hund mag so etwas gar nicht und ist eher ängstlich. Es gibt Balljunkies und Hunde die sich überhaupt nicht für Spielzeug interessieren. Wer möchte hier welchen Maßstab anlegen? Ein Stück weit sollte jeder Besitzer die jeweiligen Rasse und Charaktereigenschaften seines  Hundes akzeptieren. Und bei seinen Mitmenschen toleranter und auch überlegter agieren. Es gibt ja schließlich auch nicht DEN PERFEKTEN MENSCHEN.